A gg. Bundesasylamt (A. v. Federal Asylum Agency) [C16 427.465-1/2012]

The minor applicant, a member of the Hazara ethnic group, illegally immigrated to Austria with her parents and four minor siblings from Afghanistan when she was approximately nine years old. The Federal Asylum Agency of Austria (“FAAA”) denied her and her family’s petitions for asylum. The Asylum Court reversed the denial, finding that the FAAA erred in summarily denying asylum based on the applicant’s statements without considering outside credible reports or sources relevant to the applicant’s asylum claim. The Asylum Court found that the applicant belonged to a particular social group based on her gender, age, and cultural and religious origins, and that she would have to live in accordance with the family’s conservative values if she returned to Afghanistan. As such, the applicant would not have the opportunity to pursue any goals outside the religion and customs of her community nor would she be able to protect herself against violence or undesired restrictions. Furthermore, a return would mean that the applicant would be raised to be a homemaker and married to a man chosen by her father and grandfather. The Court concluded that, if returned to Afghanistan, the applicant would find herself in a situation of permanent latent threats, structural violence, and immediate restrictions that would practically make it impossible for her to exercise her human rights. In granting the applicant’s asylum claim, the Court considered both gender-specific and child-specific factors that were not brought forth by the applicant, but rather gathered from credible investigative sources.

Die minderjährige Beschwerdeführerin ist afghanische Staatsbürgerin und Angehörige der Volksgruppe der Hazara. Sie wanderte gemeinsam mit ihren Eltern und vier minderjährigen Geschwistern illegal nach Österreich ein, als sie ungefähr neun Jahre alt war. Das Österreichische Bundesasylamt lehnte ihren Asylantrag und den ihrer Familie ab. Der Asylgerichtshof hat der Beschwerde der Beschwerdeführerin stattgegeben und ihr den Status einer Asylberechtigten zuerkannt. Nach Auffassung des Asylgerichtshofs lehnte das Bundesasylamt fehlerhaft den Antrag aufgrund der Angaben der Beschwerdeführerin ab, ohne weitere externe Berichte oder sonstige Quellen in Betracht zu ziehen, die ebenso relevant für die Beurteilung des entsprechenden Asylantrags sind. Der Asylgerichtshof stellte fest, dass die Beschwerdeführerin einer bestimmten sozialen Gruppe aufgrund ihres Geschlechts, Alters und kultureller oder religiöser Herkunft angehört, sodass sie in Übereinstimmung mit den konservativen Werten ihrer Familie leben müsste, sollte sie nach Afghanistan zurückkehren. Unter diesen Umständen würde ihr das Verfolgen von Zielen außerhalb der Religion und den Gepflogenheiten ihrer Gemeinschaft verwehrt. Sie wäre des Weiteren nicht in der Lage, sich gegen Gewalt oder ungewollte Restriktionen zu wehren. Außerdem würde eine Rückkehr für sie bedeuten, als Hausfrau und Mutter erzogen zu werden, bis sie an einen Mann verheiratet würde, den entweder Vater oder Großvater für sie aussuchen. Der Gerichtshof hat daher festgestellt, dass die Beschwerdeführerin, sollte sie nach Afghanistan zurückkehren, sich in einem Klima ständiger latenter Gefahr, struktureller Gewalt und unmittelbarer Einschränkungen wiederfinden würde, die es ihrer praktisch unmöglich machen, ihre Menschenrechte auszuüben. Indem der Gerichtshof, dem Antrag der Beschwerdeführerin stattgab, hat er sowohl geschlechtsspezifische und kind-spezifische Faktoren erwogen, die nicht von der Beschwerdeführerin vorgebracht wurden, allerdings aus glaubwürdigen investigativen Quellen stammen.

Year 

2012

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